Schon heute ist die Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse Besorgnis erregend - Tendenz steigend. Vor zahlreichen interessierten Zuhörern berichtete Tom Seibert, Regionssekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Region Niedersachsen-Mitte, im Hotel Castendiek über Arten, Umfang und die Entwicklung derartiger Beschäftigungsverhältnisse. Die Informationsveranstaltung entstand aus einer gemeinsamen Initiative des SPD-Ortsvereins, des ver.di Ortsvereins sowie der IG Metall Nienburg-Stadthagen.

Anhand von Daten des Statistischen Bundesamtes erläuterte Tom Seibert zunächst die aktuelle Situation. Nach diesen Zahlen stieg in den letzten 10 Jahren die Zahl der Erwerbstätigen um über 2 Millionen. Dieser Zuwachs fand jedoch zu einem erheblich Teil im Bereich der Teilzeit- und Minijobs statt. Was fehle, seien Vollzeitarbeitsverhältnisse, von denen die Menschen auch leben könnten.

Vor allem junge Menschen, so Seibert, starten immer öfter mit befristeten Arbeitsverträgen in den Job oder sind auch in eigentlich hoch qualifizierten Berufen als schlechter bezahlte Leiharbeiter tätig. In diesem Zusammenhang verwies er auf Schwächen des Teilzeitbefristungs- und auch des Gesetzes für Leiharbeitnehmer. Hier werde es den Unternehmen zu leicht gemacht, zunächst niedriger bezahlte befristete Arbeitsverhältnisse auf Dauer nicht in eigentlich vollwertige und gleich bezahlte Arbeitsplätze umwandeln zu müssen, obwohl im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz der Grundsatz: "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" festgelegt sei.

Bundestagsabgeordneter Rolf Kramer (SPD) betonte, dass er auch in der neuen Legislaturperiode weiter für eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte kämpfen werde und verwies auf bisherige Umsetzungserfolge. Als Beispiele nannte er die Verhinderung der Lockerung des Kündigungsschutzes, wie von der Union gewollt, Mindestlohn für über drei Millionen Arbeitnehmer, längeres Kurzarbeitergeld und Schutzschirm für Beschäftigung als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Energisch warnte der DGB-Referent schließlich noch vor dem Einsatz von Kombilöhnen, wie sie von CDU und FDP gefordert würden. Bei diesem Modell zahlen die Unternehmer einen niedrigeren Lohn und der Beschäftigte holt sich den Rest vom Staat. "Das macht Arbeitnehmer zu Bittstellern und bedeutet eine enorme Belastung für den Steuerzahler", kritisierte Seibert. Tom Seibert bedauerte, dass in Deutschland noch nicht alle Parteien hinter dem für Beschäftigte wichtigen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn stehen würden.

Im Anschluss an die Veranstaltung hatten alle Besucher die Möglichkeit, ihre Stimme für die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in einer Stimmzettelbox abzugeben.

Eine Stimme für den Mindestlohn