„Das Dümmer-Forum beweist, dass trotz vordergründig unterschiedlicher Interessen von Naturschutz und Wirtschaft ein sachlicher Dialog möglich ist und Fortschritte bringt. Das, was hier in relativ kleinem Rahmen gelingt, könnte auch der gesamten Diepholzer Moorniederung gut tun. Der große Rahmen, den wir dafür benötigen, heißt Biosphärenreservat.“ Diese Bilanz ziehen der Diepholzer SPD-Fraktionsvorsitzende Manfred Albers und der Diepholzer SPD-Parteivorsitzende Ingo Estermann im zweiten Teil ihres Treffens mit SPD-Abgeordneten im Niedersächsischen Landtag.

Biosphärenreservate nach den Grundsätzen des UNESCO-Programms „Man and Biosphere“ (Der Mensch und sein Lebensraum) sind kein Instrument des Naturschutzes. Sie sind vielmehr Modellversuche, in denen die Menschen einer natur- und kulturräumlich repräsentativen Region ohne Schaffung neuer Rechtsvorschriften gemeinsam den Versuch machen, im Dialog die Regionalentwicklung nachhaltig zu gestalten. „Die Bedeutung des Wortes Reservat hat nichts mit dem zu tun, woran wir beim Wort Indianerreservat denken“, so Ingo Estermann. Vielmehr geht es nach Bundes- und Landesnaturschutzgesetz um die „Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt, einschließlich Wild- und früherer Kulturformen wirtschaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflanzenarten und beispielhafte Entwicklung und Erprobung von Wirtschaftsweisen, die die Naturgüter besonders schonen.“ „Rechtliche Vorschriften für Landbesitzer sind damit nicht verknüpft. Vielmehr geht es um dialogbasierte Lösungen“, betont Manfred Albers. Biosphärenreservate und andere Schutzgebietskategorien schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sie können sich – wo sinnvoll und erforderlich – ergänzen. Die Bundesregierung möchte die Zahl der bislang 15 Biosphärenreservate auf 20 bis 25 erhöhen. Darunter soll auch eine Moorlandschaft sein. „Obwohl und gerade weil in der Diepholzer Moorniederung die historische Biodiversität durch intensive Landnutzung stark verändert wurde, haben Experten des Bundesamtes für Naturschutz die Diepholzer Moorniederung als Biosphärenreservat-Kandidat im Blick – trotz und wegen der großen Herausforderungen. Mehr als eine Moorlandschaft wird jedoch nicht als Biosphärenreservat anerkannt“, berichtete Prof. Dr. Winfried Schröder von einem Fachgespräch am 19. März im Bundesamt für Naturschutz. „Unsere Region würde unter dem Leitziel Umweltschutz als Vorsorgeprinzip als UNESCO-Biosphärenreservat enorm an Image gewinnen und auch international sichtbar werden“, wirbt Ingo Estermann. Folgerichtig erschien es allen Beteiligten, dass der Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Detlef Tanke, beabsichtigt, die Einrichtung eines Biosphärenreservates in einer niedersächsischen Moorlandschaft als politisches Ziel mit in das Landeswahlprogramm zu übernehmen.