1992 einigte sich die Weltgemeinschaft in Rio de Janeiro auf einen umwelt- und entwicklungspolitischen Grundsatz, den die deutsche Forstwirtschaft erstmals Anfang des 18. Jahrhunderts anlässlich des Waldraubbaus propagierte: Nachhaltigkeit. Was Nachhaltigkeit bedeutet und wie sie im 21. Jahrhundert verwirklicht werden soll, ist in der Agenda 21 und in ihren Fortschreibungen ausgeführt. Als wichtig für nachhaltige Entwicklung wurde von Anfang an zivilgesellschaftlichem Engagement auf lokaler Ebene gesehen.

Anlässlich der gerade beendeten Weltkonferenz Rio +20 bekräftigten die Bundesminister Altmaier (CDU) und Niebel (FDP) gegenüber dem Handelsblatt die Bedeutung der Zivilgesellschaft für Nachhaltigkeit. „Kommunal- und Landespolitik müssen parteiübergreifend verlässliche Randbedingungen für zivilgesellschaftliches Nachhaltigkeitsengagement schaffen“, ist sich der SPD-Vorstand Diepholz nach Worten seines Vorsitzenden Ingo Estermann einig. „Regionale Modellvorhaben sollten in der Diepholzer Moorniederung zeigen, dass auch hier nachhaltige Entwicklung möglich werden kann.“
Dass diese Umkehr dringlich ist, zeigt sich für Prof. Dr. Winfried Schröder am Stickstoff: „Die Minderung der Ernährungsprobleme Anfang des 20. Jahrhunderts durch Stickstoffdüngung hat uns neue Probleme beschert, die wir ins 21. Jahrhundert mitgenommen haben: Hohe Stickstoffgaben wirken negativ auf Artenvielfalt, Böden, Gewässer, Klima und Menschen.“ Einer Studie der European Science Foundation zufolge gibt es zwei Hauptverursacher für die Stickstoffbelastung: Konventionelle Landwirtschaft, Industrie und Verkehr. Die Landwirtschaft sei mit Abstand die größte Quelle, und hierbei überwiegend die Massentierhaltung komme. „Was zu viele Nährstoffe für die Umwelt bedeuten, können wir hier in der Dümmer-Region riechen und sehen. Doch wer weiß schon, dass in Europa Stickstoff durch Atemwegserkrankungen und Krebs jährlich 300.000 bis 400.000 vorzeitige Todesfälle verursacht und die durch Stickstoff bedingten Kosten mit jährlich bis zu 320 Milliarden Euro alle positiven Auswirkungen der Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft übersteigen“, gibt W. Schröder zu bedenken. Der Studie zufolge müssten „die landwirtschaftliche Produktion nachhaltiger gestaltet werden“ und die Menschen weniger tierisches Eiweiß zu sich nehmen. Damit ließe sich sehr viel Geld sparen und eine bessere Gesundheit und Umweltqualität erreichen. „Jetzt sind Kommunal- und Landespolitik gefordert, die Nachhaltigkeitswende einzuleiten“, schlussfolgert Manfred Albers.