Die Empfehlungen die ein heimischer Toxikologe den Fraktionen im Rat der Stadt Diepholz bezüglich des geplanten Krematoriums im Sommer 2016 an die Hand gegeben hatte, sind nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Die SPD hatte einen Brief an alle Fraktionen von Prof. Dr. Thomas Schupp zur Grundlage für einen Antrag genommen und die Entnahme von Bodenproben gefordert. Die Mehrheit von CDU und FDP sah keine Notwenigkeit und lehnte den Antrag im Umweltausschuss ab.

„Es ist bedauerlich, wie die Mehrheitsfraktionen mit dem Bürger umgehen. Wissenschaftlich fundierte Hinweise werden einfach ignoriert, weil sie unbequem sind. Mehr als bedauerlich ist, dass CDU und FDP sich nicht einmal darauf einlassen können, für Klarheit zu sorgen. Eine verlässliche Datenbasis vor Inbetriebnahme des Krematoriums hätte da helfen können“, erklärte SPD-Fraktionssprecher Manfred Albers. Sollte es in Zukunft zu auffälligen Belastungen, zu Emissionen während des Betriebes oder eines Störfalles der Anlage kommen, hätte eine Status-Analyse Klarheit für alle Beteiligten bringen können. Es wäre möglich zu beweisen, wie sich die Situation vor Inbetriebnahme darstellt.

„Mit diesem Wissen lassen sich im Falle späterer Auffälligkeiten langwierige Streitereien über deren Ursache vermeiden“, hatte Prof. Schupp seinerzeit geschrieben und empfohlen, repräsentative Bodenproben aus Diepholz auf Quecksilber und polychlorierte Dibenzodioxine / Dibenzofurane (PCDD/PCDF) zu untersuchen. Die angeführten Umweltgifte können zu starken Schädigungen des Nervensystems führen oder Krebs auslösen. Quecksilber kann über die Atemluft wie auch über die Nahrung und das Trinkwasser aufgenommen werden. Da PCDD/PCDF nach den heute geltenden Rechtsvorschriften nicht zu den Stoffen gehören, die kontinuierlich zu messen sind, wird weiterhin Unsicherheit herrschen.

„Normaler Weise hätten die Stadt Diepholz, wie auch die Betreiber der Anlage genauso ein Interesse daran haben müssen, wie die Kritiker des Krematoriums“, erklärte der stellvertretende Sprecher der SPD-Fraktion Prof. Dr. Winfried Schröder, der zudem darauf hinweisen konnte, dass es sich bei dem beantragten Verfahren um ein Standartverfahren nach dem Stand von Wissenschaft und Technik handelt. „Besonders bitter ist allerdings, wenn man nach Ablehnung des Antrages hinter vorgehaltener Hand mitgeteilt bekommt, dass der Antrag durchaus hätte beschlossen werden können, wenn die SPD vorher Bitte-Bitte gemacht hätte“, so Manfred Albers abschließend.