Kann Nitrat dem Dümmer helfen? Die SPD in Diepholz sieht Bedarf an Erklärung, nachhaltiger Entwicklung und Ergänzung des ökologischen Monitoring.

Der Dümmer genießt jetzt bundesweite Aufmerksamkeit: U.a. WeltOnline berichtete am vergangenen Wochenende darüber, was der Landkreis Diepholz jetzt beschloss und zuvor der Dümmer-Beirat am 5. Juli empfahl: Den Blaualgen soll mit Sauerstoff aus Nitrat zu Leibe gerückt werden. Vor der bundesweiten Veröffentlichung der auf dieser Einschätzung beruhenden Entscheidung des Landkreises, Nitrat zur Belüftung des Dümmers und der Lohne einzusetzen, wurden die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Umwelt (SPUA) am 25. Juli informiert. „Bereits in der vorangegangenen SPUA-Sitzung am 27. Juni hatte ich angeregt, die damals noch nicht beschlossene Maßnahme den Menschen zu erklären“, berichtet Prof. Dr. Winfried Schröder (SPD). „Die Menschen wollen wissen: Wie kann ein Stoff dem Dümmer helfen, der Teil seines Problems ist? Wieso bläst man nicht Sauerstoff in den Dümmer? Warum lässt man die Ufer der Flüsse nicht mit Schatten spendender Vegetation bewachsen, um das Wasser zu kühlen und dadurch die Sauerstoffverhältnisse zu verbessern? Wie können wir von Landwirten verlangen, weniger stickstoffhaltige Dünger zu verwenden, wenn der Staat jetzt Stickstoff in die Gewässer kippt?“
Die SPD befürchtet, dass die bislang ausgebliebenen Erklärungen Unverständnis hervorrufen. „Außerdem nähren diese kurzfristigen Maßnahmen die trügerische Hoffnung, das Problem des Dümmers zu lösen. Sie könnten von der Klärung der Frage ablenken, ob der geplante Schilfpolder oder aber ein konsequentes Gewässerrandstreifen mittelfristig effektiver die Stickstoff- und Phosphor-Einträge in die Gewässer reduziert. Und schließlich könnten diese Kurzfristmaßnahmen die langfristig wirksame Problembekämpfung durch nachhaltiges Leben und Wirtschaften weiter hinauszögern“, gibt der Diepholzer SPD-Vorsitzende Ingo Estermann zu bedenken. Prof. Schröder ist überzeugt, dass „immer wieder erklärt werden muss, dass kurz- und mittelfristig wirksame Maßnahmen ökologisch nur dann sinnvoll sind, wenn sie die Zeit bis zum Greifen langfristig wirkender Entscheidungen wie denen für nachhaltiges Leben und Wirtschaften überbrücken.“ Zudem bedürfe es der Intensivierung der Zustandsüberwachung (Monitoring) und der Forschung. „Der diesjährige Weltkongress der Ökotoxikologen hat unsere Kenntnislücken über die Giftigkeit der Cyanobakterien sowie ihrer Beeinflussung durch Klimawandel, in Gewässer eingeschwemmte Pestizide und das Mengenverhältnis von Phosphor zu Stickstoff aufgezeigt“, stellt Prof. Schröder fest.